Aus der Chronik des Schwarzwaldvereins Oberprechtal

Im Jahre 1901 wurde in Prechtal ein Verschönerungsverein gegründet, der bald darauf als eigene Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins weitergeführt wurde. Unter dem damaligen Vorsitzenden, Pfarrer Hermann Bähr, wurde der Grundstein zur Markierung eines weitverzweigten Wanderwegenetzes gelegt.

Trotz vieler Widrigkeiten sind bereits in den Gründungsjahren großartige Initiativen zu verzeichnen.

Bei einem Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den Obervogt Huber aus Triberg war Vorsitzender Pfarrer Bähr eine der treibenden Kräfte. Der mächtige Felsblock auf der Wasserscheide zum Gutacher Tal – bis dahin Spitzer Felsen genannt – erschien ihm passend als Gedenkstein. Seine guten Beziehungen ermöglichten es, die Unterschriften bedeutender Männer zur Gewinnung von Spenden zu erhalten. Auch Heinrich Hansjakob gab dafür seine Unterschrift her.

Im August 1902 wurde mit einem großen Huber- und Trachtenfest die Einweihung des Denkmals gefeiert. Höhepunkt war ein Trachtenumzug vom Dorf aufs Landwasser, über den neuerstellten Weg zum Huberfelsen.

Der Huberfelsen liegt direkt am Westweg

Von einem weiteren großen Ereignis ist 1905 zu lesen. Im Juli veranstaltete der Badische Volkstrachtenverein in Oberprechtal ein großes Trachtenfest, bei dem der Großherzog von Baden und seine Gemahlin anwesend waren. Der Schwarzwaldverein war in das Festgeschehen stark einbezogen, zumal der Vorsitzende zu den Hauptinitiatoren gehörte.
Ein Großreignis war auch 1926 die Feier des 25-jährigen Bestehens. Dies wurde im August, im Rahmen eines Waldfestes auf dem Landwassereck gefeiert. War zunächst von einer kleinen bescheidenen Feier die Rede, so ließen schon die Vorbereitungen erkennen, dass doch ein größeres Fest anstand. Der Hauptverein sandte eigens einen Berater, der bei der Organisation behilflich war. Entsprechend feierlich gestaltete sich der Festablauf mit Festzug vom Dorf zum Landwassereck, geführt von Festreitern und unter Teilnahme von Musik und Trachtengruppen. Hieraus kann man ersehen, dass der Luftkurort Oberprechtal als Fremdenverkehrsort einer Blütezeit entgegenging, die er auch zum Großteil dem Schwarzwaldverein verdankt.

In den Kriegswirren ruhte die Vereinstätigkeit.

Den Vorsitz im Schwarzwaldverein hatten über viele Jahre hinweg die hier ansässigen Pfarrer.

Am 19. Januar 1948 erfolgte die Wiedergründung der Ortsgruppe Prechtal mit Sitz in Oberprechtal. Einstimmig wurde Pfarrer Vogt zum Vorsitzenden gewählt. Johann Vogt war insgesamt 19 Jahre Vorsitzender und hat dadurch nicht nur die Aufwärtsentwicklung des Vereins sondern auch besonders die des Fremdenverkehrs in Oberprechtal geprägt.

Ab Mitte der 1960er-Jahre zeigte sich ein zunehmendes Interesse am Gruppenwandern, das durch den damaligen Wanderwart und späteren Vorsitzenden Georg Blum stark gefördert wurde. Zahlreiche Mitglieder konnten durch ihn hinzu geworben werden und gaben dem Vereinsleben neuen Aufschwung.

In den Folgejahren wurden die traditionellen Arbeiten wie Wegeinstandhaltung und Markierung sowie die Heimatpflege und Naturschutz mit Eifer weitergeführt. Nachdem der Aussichtspunkt Huberfelsen mit den Jahren zunehmend vom umgebenden Wald überwuchert wurde, beschloss man, in Absprache mit dem Grundstücksbesitzer eine Sichtschneise zu schlagen und das Gelände um den Felsen zu roden. Dabei wurde der Brauch des Eichenschälens wieder ins Leben gerufen.

Die Geschichte der Kapfhütte

Von Rauchenbauer Eugen Moser kam der Vorschlag, neben dem von ihm errichteten Kreuz auf dem Kapfgipfel eine Schutzhütte zu bauen. Daraufhin hat sich sogleich eine kleine Schar von Idealisten daran gemacht, in unzähligen Wochenend- und Abendstunden, diese Idee zu verwirklichen.

 

Mit der Einweihungsfeier der Kapfhütte im Jahr 1973 begann eine Tradition, nämlich die unseres Pfingstwandertreffens auf dem Kapf. Die Trachtenkapelle war damals schon dabei und ist es erfreulicherweise bis heute noch.

Die Kapfhütte wurde von Hüttenwirt Willi Wernet von Beginn an über 35 Jahre bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahre 2008 geführt.
Die Unterhaltung und der Betrieb dieser Schutzhütte wurden ebenso seitens der Vorstandschaft und vieler freiwilliger Helfer über all die Jahre in hohem Maße unterstützt..
Dadurch hat sich dieser Kleinod bis heute zu einem bekannten und beliebten Wanderziel entwickelt.

Im Jahre 2001 feierte der Verein sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Festprogramm. In diesem Zusammenhang ist auch das Engagement des damaligen Vorsitzenden Pius Burger hervorzuheben, der für seine Arbeit mehrfach geehrt wurde.
Eingeleitet wurden die Jubiläumsfeierlichkeiten durch das alljährliche Pfingstwandertreffen auf dem Kapf. Höhepunkt war ein Festwochende im Juli des selben Jahres mit großem Festbankett, Unterhaltungsabend und Bezirkswandertreffen in Oberprechtal. Abgerundet wurde das Jubiläum im Herbst mit einem ökumenischen Festgottesdienst auf dem Kapf.

Zudem wurde dieses außerordentliche Ereignis mit einer wunderschön gestalteten Festschrift gewürdigt. Viele historische Bilder, aufwändig recherchierte Dokumentationen und Originaltexte zeigen ausführlich die wechselvolle Vereinsgeschichte über 100 Jahre hinweg und machen das Werk auch für Nichtmiglieder lesenswert.

Eine markante Persönlichkeit und einer der den Verein über lange Zeit mitgeprägt hat, war auch Ludwig Burger.
Seit der Wiedergründung der Ortsgruppe Prechtal nach dem Krieg war er bis zum Jahr 1970 in der Vorstandschaft tätig – zuletzt als 1. Vorsitzender. Trotz seines Wegzugs in den Hochschwarzwald und später an den Bodensee blieb er unserem Verein bis zu seinem Tod im hohen Alter von 102 Jahren treu verbunden. Die alljährlichen Hochgebirgstouren in den Alpen sind durch seine Initiative entstanden. Zusammen mit seiner Ehefrau Elke hat er diese ins Leben gerufen und selbst jahrelang durchgeführt.

Neben der Ehrenmitgliedschaft wurden Ludwig Burger im Lauf der Zeit viele weitere Ehrungen zuteil. Die letzte war 2018 für 70 Jahre Treue zum Verein.